Hallo,

ich bin z.Z. in einem SAP-CO Projekt und stelle mir die Frage, ob es sinnvoll ist Zukaufteile mit Standardpreisen zu bewerten. Meiner Meinung nach machte es keinen Sinn bzw. es ist wohl nicht üblich. Ich glaube eher das man sie mit dem GLD bewertet.

Kann mir jemand sagen, ob das sogar falsch ist Zukaufteile mit Standardpreisen zu bewerten.

Danke

Es kann immer ein Fall auftreten, bei dem es sinnvoll wäre, nicht den GLD zu nutzen.
Beispiel:
Sie kaufen ein Material (Handelsware) teurer ein, als Sie es verkaufen.
Jeder Wirtschaftsprüfer wird Ihnen nun mitteilen, dass Sie max. zu Verkaufspreis bewerten dürfen (abzüglich ggf. Gemeinkosten).
Sie könnten nun den niedriegern Preis in die zusätzlichen Preisfelder (Buchhaltungssicht 2) abspeichern und alles damit bewerten. Alternativ könnten Sie aber auch den Standardpreis dazu nutzen.
Hier muss der Preis aber immer wieder manuell überprüft werden!

Damit ist allerdings prinzipiell der Vorteil verloren, sich "nicht" mehr um die Preise kümmern zu müssen, da Sie sich ständig an die veränderte Marktlage (Einkaufspreise) mit anpassen.

Somit gilt: Falls immer möglich, Zukaufteile immer mit Gleitenden Durchschnittspreis bewertet.

(Kann auch im Customizing für die Materialart so eingestellt werden, dass der Standardpreis nicht möglich ist!)


Da Sie aber gerade in einem CO-Projekt stehen, gibt es hier noch ein paar zusätzliche Informationen.

In dem zu definierenden Kalkulationsschema könnnen Sie in de Kalkulation defineren, auf welche Preisfelder Sie zurückgreifen möchten.

Beispiel:
Falls Sie bereits für die Zukunft in den Einkaufsinfosätzen Preise gepflegt haben, könnten Sie so bereits Preise für zukünftige Perioden kalkulieren.

Hier ist dann sinnvoll, für die Bewertung eine andere Kalkulation anzulegen wie für eine Nachkalkulation.

Vielen Dank erst mal für die ausführliche Antwort auf mein Thema.

Hat mir auf jeden Fall weitergeholfen. Ich bin kein Controlling Experte, daher die Frage. Aber ich lese zur Zeit viel Literatur zum Thema Controlling mit SAP. Und ich habe noch nie gelesen, das Zukaufteile zu Standardpreisen bewertet werden.  Die von Ihnen beschrieben Ausnahme leuchtet mir ein und ich geben ihnen das recht. Aber für die Weiterentwicklung des CO für das ich mitwirke, ist mein Projektleiter der Meinung das sei legitim. Er hat es für alle Kaufteile zugelassen, sie mit SPreisen zu bewerten und das sind immerhin 2-3 Tausend. Mein Projektleiter hat es mit Problemen bei der Buchung in verschiedenen Buchungsperioden begründet, d.h. ein Material hat einen Preis von xy am letzten Tag einer Buchungsperiode und am ersten Tag der folgenden Buchungsperiode wird eventuell ein Wareneingang gebucht, der den GLD extrem nach oben oder unten treibt.
Ich muss noch etwas Überzeugungsarbeit leisten, dies umzustellen auf GLD. Ich versuche mir nur andere meinungen reinzuholen. Vielen Dank nochmals.

Hallo es kann durchaus sinnvoll sein die Materialpreise mit Standardpreis zu bewerten. Stellen Dir folgenden Fall vor: Die Vertriebler werden an dem Deckungsbeitrag des Unternehmens gemessen und auch entsprehend vergütet. Sollte nun eine große Schwankung in den MAterialpreisen auftreten, den Sie nicht zu vertreten haben, so würde ihr ergebismesspotential sich deutlich zu Ihren ungunsten verändern. Sprich die Marge wird geringer aobwohl sie nichts dafür können. Es hängt also auch massgeblich vom Controllingan- und einsatz ab. Der GLD-Preis wird aber auch bei S-Preis gesteuerten Materialien aktuell mitgeschrieben und kann somit auch ausgewertet werden. Ich hoffe ich habe Dir ein wenig geholfen

Gruß

Michael

Moin moin,

evtl. könnte auch eine Lösung sein,  Material Ledger einzusetzen. Dabei wird nach Ablauf einer Periode ein korrekter Verrechnungspreis ermittelt, mit dem Bestände, Verbräuche und WIP nachbewertet werden kann, ohne dass die Nachteile des GLD bei zeitversetzten Buchungen auftreten.

Ist allerdings etwas Aufwand.

Viele Grüße

Hallo!
Ich weiss nicht wie aktuell dieses Thema noch ist, aber nach meiner Erfahrung ist es gängige Praxis die Zukaufteile mit Standardpreisen zu bewerten. Ich betrachte das Thema sehr stark aus dem Blickwinkel der Abweichungsanalyse. Hier ist es sinnvoll aus folgenden Gründen.
1. Es ist sinnvoll die Preise zu fixieren um Preisschwankungen auf dem Markt auszugleichen.
2. Kosten verschiedener Perioden werden somit erst vergleichbar gemacht.
3. Kostenstellenleiter sollen nicht für Preisschwankungen am Markt verantwortlich gemacht werden, sondern für die Performance die sie in ihrem Bereich abgeben (z.B. Rationalisierungsmassnahmen in der Fertigung)
4. Wenn der Standardpreis nah am tatsächlichen Preis festgesetzt wird, kann über das Preisdifferenzenkonto in SAP controlled werden, ob ein Material positve oder negative Abweichungen aufweist. Dementsprechend sollten von Seiten des Einkaufs Massnahmen eingeleitet werden!

Ich denke Standardpreise sind sinnvoll um später eine Verfolgung der Abweichungen zu bekommen.

In der SAP-Literatur ist leider weniger darüber zu finden, jedoch findet man im Kilger (S.156) ganz gute Controlling Grundlagen, die natürlich auch in der SAP-Praxis gelten!

Gruss Anja