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Bjoern501
  • Bjoern501
  • SAP Forum - Neuling Thema Starter
vor 14 Jahre

Hallo,

schon seit längerem überlege ich, wie die Lieferbereitschaftsgrade auf Baugruppenebene & Rohmaterialebene eingestellt werden müssen, wenn auf Enderzeugnisebene eine Lieferfähigkeit zum Kunden von 95 % erreicht werden soll.

Den Ansatz bei jeder Materialnummer ein LBG von 95 % einzustellen, halte ich für falsch. Nach meinem Verständnis kann über einen LBG auf Enderzeugnisebene von 95 % nur dann eine Lieferfähigkeit zum Endkunden von ebenfalls 95 % erzielt werden, wenn die benötigten Rohmaterialien immer zur Verfügung stehen (--> in diesem Fall wäre ein Lieferbereitschaftsgrad von 100 % auf Baugruppenebene erforderlich. Diese Überlegung hätte jedoch über die gesamte Fertigungskette riesige Bestände zur Folge!

Meine Überlegung war:

Ziel - Lieferfähigkeite zum Endkunden = LBG Material Fert.stufe 0 * LBG Material Fert.stufe 1 * LBG Material Fert.stufe 2 * ....   * LBG Material Fert.stufe n

Weitere Frage ist:

Angenommen in ein Fertigerzeugnis gehen insgesamt 10 Komponenten ein. Für jede der Komponenten ist ein LBG von 95 % eingestellt. --> Wie hoch ist die durchschnittl. Wahrscheinlichkeit, dass bei Start des Fertigungsauftrags des Enderzeugnisses keine Fehlteilsituation auftritt???

Nach meinem Verständnis der Logik würde ich von 0,95 hoch 10 ausgehen! Dieser Wert kommt mir jedoch unrealistisch niedrig vor!!!

Ich habe bereits versucht, mich über etliche Fachbücher zu dieser Thematik aufzuschlauen, habe diesbzgl. aber nirgends irgendwelche Informationen finden können! (In der Literatur wird das Thema "Lieferbereitschaftsgrad bzw. Sicherheitsbestandsdimensionierung" nach meiner Wahrnehmung immer einstufig betrachtet! Dies wiederum kann ich nicht ganz nachvollziehen!)

Für Hilfen, Denkanstöße bzw. Literaturtipps, welche helfen könnten, Licht ins Dunkel zu bringen, wäre ich sehr dankbar!!!

Viele Grüße

Björn501

 

SAP PP Grufti
vor 14 Jahre

Hallo Björn501,

Lieferbereitschaftsgrad und -fähigkeit kenne ich auch nur einstufig.
Bei Mehrstufigkeit muss im Fertigungsprozess ja auch der Komponentenausschuss bzw. der Fertigungsausschuss betrachtet werden, auch dieses sind i.A. statistische Größen.
Weiter spielt die (kumulierte) Wiederbeschaffungszeit eine Rolle, da die Baugruppe ja noch gefertigt werden muss. Auch hier kann es zu Störungen kommen, wenn nämlich eine Maschine ausfällt, oder die Kapazitätsverfügbarkeit nicht gegeben ist.
(Literatur: Wiendahl, BELASTUNGSORIENTIERTE AUFTRAGSFREIGABE: Dort spielt die Wahrscheinlichkeitsrechnung bei der Auftagsfreigabe eine Rolle)

Die Thematik würde ich etwas anders aufsetzen, nämllch mittels einer ABC-/XYZ-Analyse. Danach richten sich auch dann Bestände, Dispositionsverfahren, Lospolitiken. Um bei dem Komponentenbeispiel zu bleiben: C-Teil - Komponenten mit kurzer Wiederbeschaffungszeit wären auf 100% verfügbar zu setzen.
Bemerkung: Das sind manchmal die Teile, die dann per Luftfracht oder Taxi geliefert werden. 

Weitere Kriterien wären etwa, ob die Komponenten kritisch sind, eine lange Wiederbeschaffungzeit haben und ähnliches. Bei "vernetzten Strukturen" wird hier auch oftmals nur der kritische Pfad betrachtet.

Viele Grüße

Wolfgang Barth


ex Senior SCM-Consultant der SAP AG & Co. KG

Status: Ruhestand, Zugriff zu SAP-Systemen

PP Remote-/Spot-Consulting auf Stundenbasis

Special: Teminierung, Kapazitätsplanung, Rüstoptimierung

www.barth-mh.de 

CeBec
vor 14 Jahre
Hallo Björn501,

zur fundierten Auseinandersetzung mit der mehrstufigen Rechnung empfehle ich auf jeden Fall das Buch "Dynamische Disposition" von Timm Gudehus. Während meiner Diplomarbeit vor einigen Jahren habe ich mich intensiv mit dem Thema Disposition auseinandergesetzt, wobei mir o.g. Buch die größte Hilfe aus der ganzen Literatur war. Auch mit dem Thema Lieferbereitschaftsgrad habe ich mich damals mit Unterstützung dieses Buchs beschäftigt (permanenter LBG vs. mittlere Lieferfähigkeit). Für weitere Denkanstöße, wie auch schon Wolfgang Barth einige genannt hat, stelle ich dir gerne die schriftliche Ausführung der Arbeit zur Verfügung, schick mir in diesem Fall doch bitte deine eMail-Adresse per PN.

Grüße
Christian
Bjoern501
  • Bjoern501
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vor 14 Jahre

Vielen Dank für die Anregungen!

Ich bin überzeugt, dass so wenig in der Literatur zu finden ist, da die exakten Wirkungszusammenhänge hoch komplex sind!

Dennoch ein interessantes Thema mit welchem ich mich nun in einer Master-Thesis näher beschäftigen werde ;-)

Für weitere Tipps bin ich natürlich nach wie vor jederzeit dankbar ;-)