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MGR75
  • MGR75
  • SAP Forum - Neuling Thema Starter
vor 12 Jahre
Hallo,

unsere Produktionsleitung hat aktuell Tendenzen die Produktionsbereiche aufzubrechen

Folgende Anforderung: Aktuell soll für jede Stanze (wir haben davon vier) eine eigene Kostenstelle eingerichtet werden. Obwohl keine Mitarbeiter zugeordnet sind, soll über ein Mitarbeiterpool , die Kosten über die ILV reinlaufen. Ziel der Produktionsleitung ist es, das für jede Stanze ein eigener Tarif ermittelt werden kann, und somit die Profitabilität der Stanze gezeigt wird.

Aus CO-Sicht reicht eine Kostenstelle „Stanzen“ für unsere Kalkulationszwecke vollig aus. Desweiteren unterscheidet sich die kalk. AFA der einzelnen Stanzen kaum und fallen in der Höhe auch kaum ins Gewicht.

Hat jemand Erfahrungen mit solchen Anforderungen.

Grüsse.

beck
  • beck
  • SAP Forum - Guru
vor 12 Jahre
Moin Moin,

ich denke, es kommt wie immer ganz drauf an. Hat alles seine Vor- und Nachteile.

Ich schreib' mal einfach wild meine Gedanken runter:

Separate Kostenstellen könnten dann Sinn machen, wenn sich die Stanzen irgendwie signifikant unterscheiden, bspw. hinsichtlich

* technischer Merkmale --> z.B. können mit den verschiedenen Stanzen ausschließlich bestimmte Materialien bearbeitet werden (z.B. bestimmte Formate o.ä.)?

* Leistung --> Sind die unterschiedlichen Stanzen langsamer / schneller bzw. haben mehr / weniger Durchsatz?

* Arbeitseinsatz --> Muss eine Stanze immer von gleich vielen Mitarbeitern bedient werden oder gibt es da Unterschiede?

* Sonstige Unterschiede --> Bspw. signifikant unterschiedliche Instandhaltungskosten, Energie- oder sonstige Materialkosten (wenn AfA schon nicht groß abweicht).

Das bedeutete aber, dass die Kosten auch Kostenstellen-scharf verbucht werden müssten. Das bedeutet m.E. vor allem Mehraufwand im Bereich der Mitarbeiter (die aus dem Pool), die die Maschinen bedienen sollen ("ILV"). Deren Kosten müssten ja von einer wie auch immer geartetet Pool-Kostenstelle auf die einzelnen Stanzen-Kostenstellen umgebucht werden. Und dafür müsste man wieder einen SAP-gestützten (sprich die MA erfassen die Zeiten irgendwo im SAP) oder manuellen Prozess(Stundenaufschreibung und anschließende Umbuchung im CO) etablieren.

Meine Meinung ist aber: Je eher die Stanzen austauschbar / vergleichbar sind, dest weniger macht das mit den separaten Kostenstellen Sinn. Die Frage ist, ob man da nicht mit ziemlich hohem Aufwand eine Schein-Genauigkeit erzeugt, die einen am Ende des Tages nicht wahnsinnig weiter bringt. Man darf am Ende des Tages ja nicht die Implikationen in die anderen laufenden Prozesse vergessen, bspw.:

- Arbeitsplätze: Es müsste dann ja jede Stanze einen eigenen Arbeitsplatz bekommen, da 1:n-Beziehung Kostenstelle - Arbeitsplatz. Könnte aber durchaus sein, dass das heute schon der Fall ist?!?

- Wann ist planbar, welcher Artikel oder Fertigungsauftrag über welche Stanze (= Arbeitsplatz = Kostenstelle) läuft? Bei der Erstellung des Arbeitsplanes in der AV, beim Anlegen des Fertigungsauftrages oder aber wenn das Material vor der "Abteilung Stanzen" steht --> Nimm die nächste freie Stanze

- Mitarbeiterzuordnung im HR (falls vorhanden)

- ILV-Prozess

- Lassen sich sonstige Kosten (z.B. Verbrauch Energie oder Hilfs- und Betriebsstoffe) überhaupt maschinengenau ermitteln und entsprechend buchen?

- ...

Die Frage ist, ob man das Ziel nicht wegdiskutieren oder aber mit anderen Mitteln lösen kann, bspw.

- Wie groß wäre der zu erwartende Unterschied in den Tarifen? Welchen Einfluss hätte der auf die gesamte Preiskalkulation? --> Wenn man da mit enormem Aufwand eine Genauigkit im Nachkommabereich erzeugt ist das wenig sinnvoll.

- Separate Kostenerfassung je Stanze könnte man ggf. auch über CO-Aufträge (evtl. statistisch) abfangen

- Separate Leistungserfassung und Tarife könnte man ggf. mittels mehreren Arbeitsplätzen und / oder Leistungsarten für die eine Kostenstelle Stanzen darstellen

- Wenn man mal unterstellt, dass sich die Unterhalts- und Betriebskosten nicht so wahnsinnig unterscheiden: Gibt es ggf. andere, nicht monetäre Kennzahlen, die eine ähnliche Aussage ergeben, bspw. Auslastung oder Leistungskennzahlen je Stanze (ließe sich dann über separate Leitungsarten oder Arbeitsplätze abfangen)

- Was ist dann am Ende des Tages die Konsequenz? Sollen die Stanzen dann "von billig nach teuer" verplant werden? Oder soll evtl. eine der vielleicht teuren Stanzen abgeschafft oder ersetzt werden?

- Profitabilität umfasst ja nicht nur die Kosten- sondern auch die "Erlös"- bzw. Leistungsseite --> Was kann ggf. eine Stanze dran tun, wenn sie nicht ausgelastet ist? M.E. könnte es durchaus sinnvoll sein , die Dinge zu trennen:

* Kostenseite: Ermittlung der Betriebskosten je Stunde und Stanze (ob nun gerechnet auf Plankapazitäten oder Ist-Auslastung besser ist müsste man prüfen)

* Erlös-/Leistungsseite: Über entsprechende Auslastungskennzahlen

Wie gesagt, ist ein komplexes Thema, das man genauer unter Berücksichtigung Eurer speziellen Gegebenheiten und Fragestellung unter die Lupe nehmen müsste.

Ich hoffe, ich konnte den einen oder anderen Denkanstoß geben.

beck

co-consult
vor 12 Jahre
Hallo MGR75,

das sind jetzt eigentlich zwei Fragen auf einmal.

Wenn - wie du schreibst - die vier Stanzen alles in allem vergleichbar sind, ist die Sinnhaftigkeit der Anforderung, je Stanze eine eigene Kostenstelle zu haben/bekommen, zu hinterfragen, das Zauberwort lautet an der Stelle ja bekanntlich "Homogenität der Kostenstelle".

Und wenn man mit der Begründung das Anliegen abschmettern sollte, dann braucht man sich in weiterer Folge auch keinen Kopf über Personalpoolkostenstelle(n) und deren Verrechnung zu machen, denn dann kann man (auch) das Personal der einen Kostenstelle zuordnen (unter Verwendung einer separaten Leistungsart).

Sollte man dagegen die "Strategie" je Stanze eine eigene Kostenstelle weiter verfolgen, dann kann man durchaus eine Personalpoolkostenstelle einrichten und die dort anfallenden Kosten leistungsabhängig (und automatisiert wäre meine Empfehlung) auf die Stanzenkostenstellen verrechnen. Dann sieht man am Ende auch, ob man im Personalpool Über- oder Unterkapazitäten hat oder ob es "passt".


Viele Grüße

Ulrich

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