Hallo Hind,
du hast so ziemlich das wichtigste Thema einer Unternehmung überhaupt im Generellen aufgegriffen.
Dazu gibt es eine sehr eindeutige und einfache Antwort, die jedoch mit recht viel Disziplin und Arbeit verbunden ist.
Das Thema Forecasting ist nichts anderes, als PLANUNG.
Deine Frage ist also:
"Wie macht Ihr das in SAP in Sachen Forecast? Speziell Ihr mit einer Auftragsfertigung, mit einer Teilevielfalt die unglaublich hoch ist und sich erheblich von Kundenauftrag zu Kundenauftrag ändert."
Dein Problem ist ein rein organisatorisches!
Betrachte bitte die Aufteilung der Organisation entlang der Wertschöpfungskette (Supply Chain, kurz SC).
Es gibt das Supply und Demand- also Angebot und Nachfrage.
Absolut essentiell für deine Problemlösung ist, dass qualifizierte Personen den FC erstellen (Excel reicht völlig aus; einfach Artikel in eine Spalte, Monate von links nach rechts und dann Zahlen einfügen für die Fertigartikel), in dem sie in die Märkte gehen und die Nachfrage abklären.
Das ist reine Organisation.
Du sprichst von Auftragsfertigung, also Make-to-Order.
Versuche dich von der MTO-Welt zu lösen und schau dir mal an, welche Artikel immer und immerwieder kehren. Habt ihr unter den vielen Teilen Evergreens, die stets abgerufen werden?
Dann schleunigst ins Make-to-Stock Verfahren übergehen, also anonyme Teilefertigung (ich rede bisher ausschliesslich über Fertigartikel, keine HF!!!).
Für diesen Bereich kannst du in sekundenschnelle einen Replenishment-Forecast mit Excel erstellen und in ein SAP Tool einsetzen.
Dieser FC wird auf Unterkomponenten eh von SAP heruntergebrochen und du bestellst deine Teile bei den Lieferanten oder stellst sie selbst her, je nach Teil.
Gehen wir das Thema von einer anderen Seite an.
Ausgehend davon, dass du 20'000 individuelle Artikel für deine Kunden herstellst, aber nicht alle 20'000 immer gleich oft abgerufen werden in denselben Zeitabständen (das ist dann wohl die bittere Realität), dann ist die Frage, ob die Fertigartikel aus immer denselben Komponenten hergestellt wird.
Sagen wir, es gibt 2'000 Komponenten, die immerwieder gebraucht werden für viele verschiedene Fertigartikel, dann wäre es doch recht schlau ein KANBAN-System für diese Komponenten aufzubauen.
Sobald die Kiste leer wird, einfach auf die zweite Kiste übergehen und zwischenzeitlich beim Lieferanten die leere Kiste auffüllen lassen.
Dafür braucht es einfach nur eine Grobplanung, quasi Pi mal Daumen, wieviel jährlich benötigt wird. Darauf kann sich der Lieferant einstellen.
Das ganze kann man verfeinern, indem der Lieferant schon gewisse Mengen vorhält, die du dann abrufen kannst mit einer geringen Wiederbeschaffungszeit (nimm an, dass eine Komponente 60 Arbeitstage braucht und du willst das in 10 Tagen haben, dann legt er bei sich mehr ans Lager. Falls der Bedarf nicht eintrifft, muss halt die Menge nach einem halben oder einem Jahr abgenommen werden. Das geht halt kaum anders.).
Essentiell für dein Problem der Auftragsfertigung ist, dass du weisst, wie das Verhalten der Fertigartikel im Zeitverlauf ist. Wenn du das kennst, bring es auf Excel und dann ins SAP und zack, bist du ein glücklicherer Mensch.
Übrigens ist ein FC erst dann gut, wenn er eine Fehlerquote von +/- 20% aufweist. Alles darunter ist verdammt gut!! :o)
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.
SAP selbst ist nur ein ausführendes Werkzeug. Bei deinem Problem handelt es sich um Menschen, Organisation und Führung!
Schönen Sonntag,
Ca Bo.